Mainzer Wochenblatt

05.12.20 | Wald

Aus der Natur statt aus Plastik

Weihnachtsbäume aus der Region kaufen – Wald schützen durch aktiven Klimaschutz

von Nicole Weisheit-Zenz

Ein Ausflug in den Ober-Olmer Wald lässt sich an den nächsten Wochenenden im Advent kombinieren mit der Auswahl des Wunschbaumes: Frische Weihnachtsbäume werden am 12., 13. und 20. Dezember, jeweils von 10 bis 16 Uhr, am alten Forsthaus (Am Wald 14) in romantischer Atmosphäre angeboten.

Joscha Erbes vom Forstamt Rheinhessen schaut nach künftigen Weihnachtsbäumen im Ober-Olmer Wald. Foto: Nicole Weisheit-Zenz

Mancher mag sich jedoch fragen, ob er dem Wald Schaden zufügt, sollte er eine echte Tanne oder Fichte kaufen „Ein Baum aus Kunststoff ist jedoch keine gute Alternative“, bestätigt Förster Joscha Erbes. „Er hat eine wesentlich schlechtere Ökobilanz, wegen des hohen Energieeinsatzes bei der Produktion, beim Transport von weither und bei der Entsorgung.“Bäume aus der Region dagegen können nach den Feiertagen selbst kompostiert, zu Brennholz verarbeitet oder eingesammelt werden. Doch das hat noch bis Januar Zeit. Bevor sie bald geschmückt im Wohnzimmer leuchten, stehen sie in ihrem natürlichen Lebensraum und tun Gutes: Sie binden Kohlendioxid, Staubpartikel und sorgen für frischen Sauerstoff.

Vielfalt auf den Waldflächen

Das gilt für reine Weihnachtsbaumkulturen, doch speziell für Bäume aus der Durchforstung – was seltener geworden ist. Früher waren sie ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft, erzählt Joscha Erbes. „Das Schlagen diente der Waldpflege, indem schwächere Bäume aus dichten Jungbeständen entnommen wurden.“ Bewusst wurden Nadelbäume im Ober-Olmer Wald in größeren Abständen gepflanzt, sie bilden ein Mosaik mit weiteren Pflanzen und Waldwiesen. So kleinflächig zu denken macht ökologisch Sinn, erklärt er, um die Vielfalt zu fördern. Das Wild wird nicht mit Zäunen ferngehalten, daher werden die Spitzen junger Bäume mit speziellen Kappen vor Verbiss geschützt. Mit Dünge-, Schädlingsbekämpfungs- und Unkrautvernichtungsmitteln wurden diese Bäume nicht behandelt, daher sind sie mit dem FSC-Zertifikat ausgezeichnet. Dies steht für „Forest Stewardship Council“. Es ist ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft. Holz von Möbeln, Spielzeugen oder Büchern mit FSC-Siegel kommt aus Wäldern, die verantwortungsvoller bewirtschaftet werden. Im Sinne der Nebennutzung werden hier nur einzelne Weihnachtsbäume in unterschiedlicher Größe abgeschnitten, wobei die unteren Teile der Stämme gleich im Wald bleiben und zu neuen Nährstoffen werden. Um eine größere Auswahl zu bieten, werden Bäume aus möglichst naturverträglichem Anbau zugekauft. „Alle stammen aus RheinlandPfalz, haben somit keinen langen Transportweg zurückgelegt und sind frisch“, lädt der Förster ein zur Ausstellung an der großen Halle des Forsthauses. Abstandsund Hygieneregeln werden selbstverständlich eingehalten. Netze, die dann zum sicheren Transport um die Bäume gespannt werden, sind nicht aus Kunststoff, sondern aus Baumwolle gemacht. Die Nordmanntanne gilt als beliebtester Weihnachtsbaum der Deutschen, wegen ihrer schönen Wuchsform und weil sie wenig nadelt. Für jeden vom Forstamt gekauften Baum dieser Art gehen 62,5 Cent als Spende nach Georgien. Denn dort, im Kaukasus, wird Saatgut hierfür von Zapfenpflückern hoch in den 

Baumkronen gewonnen. Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, beteiligt sich Landesforsten an der „Fair Tree“-Aktion. Angeboten wird auch Wildbret aus nachhaltiger Jagd in rheinland-pfälzischen Staatswäldern. Nicht nur der Braten zum Fest  muss erst kühl gelagert  werden. Auch  der Baum sollte in Wasser, an einem sonnen- und windgeschützten Ort, daheim ankommen und dann nicht vor der Heizung aufgestellt werden. Zu warm war es auch 2020 einem Eimer und viel zu trocken. „Der Wald leidet unter Klimastress und Folgen der Dürre“, berichtet der Förster. Viele kleine Bäume sind vertrocknet. „Wichtig ist nachhaltig zu denken“, betont Joscha Erbes, „und tagtäglich Klimaschutz zu leben.“

Klimaschutz im Alltag

Rund ums Jahr bieten sich viele Möglichkeiten, etwas zum Klimaschutz beizutragen. Erste Schritte hierfür könnten sein:

  • statt Standby-Modus technische Geräte komplett ausschalten
  • Wohnung auf maximal 21 Grad heizen
  • Bio-Lebensmittel kaufen, kein Essen wegwerfen, Plastik- und Verpackungsmüll reduzieren
  • maximal drei Minuten duschen
  • Wäscheleinen statt Rockner nutzen
  • auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrrad nutzen
  • umsteigen auf Ökostrom, E-Mobilität, regionale und saisonale Ernährung

Weitere Infos zur Landforsten-Initiative: www.meinwaldklima.de

Das geht uns alle an

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