VRM Wochenblätter
Gruppentänze
Was ist das? Welche gibt es? Wie funktionieren sie? Ein Überblick!
Von Uwe Radon
Wenn wenigstens drei Teilnehmer sich gemeinsam rhythmisch und synchron zu Musik bewegen, dann ist die Rede vom Gruppentanz. Den gibt es wohl schon, seit es Menschen gibt. In unserem Kulturraum fallen uns, geschichtlich betrachtet, vor allem Volks- und Hoftänze ein. Letztere sind zwar nicht mehr populär, allerdings gibt es Fans, die das noch ausüben. Stattdessen gibt es immer noch beliebte Gruppentänze, und eine kleine Auswahl davon wird auf dieser Seite vorgestellt.
Schuhplattler
Dieser Volkstanz kommt aus dem Ostalpenraum und wird in der Regel im Dreivierteltakt aufgeführt. Während früher der tanzende Bursche das Mädchen umwarb, ist daraus bereits im 19. Jahrhundert ein Gruppenschautanz, meist ohne das „Maderl“ geworden.
Es wird gesprungen und gehupft und sich dabei auf Schenkel, Knie und Fußsohlen geklatscht beziehungsweise geplattelt. Zum Abschluss gibt es einen kurzen, an einen Walzer angelehnten Rundtanz. In den 1950er-Jahren wurde dann aus touristischen Gründen der Marschplattler hinzugefügt, so wird zum Beispiel das Holzhacken symbolisiert. Hauptsächlich Trachtenerhaltungsvereine praktizieren heute noch diesen Tanz.
Foto: Jenny Sturm – stock.adobe
Sardana
Vor allem im spanischen Katalonien, aber auch in vielen Orten der französischen Pyrenäen wird der Sardana getanzt. Sein Ursprung liegt im 16. Jahrhundert. Meist auf dem Dorfplatz schließen sich Männer und Frauen zusammen, halten sich an den Händen und schauen nach innen. Es werden zwei- oder dreischrittige Bewegungen ausgeführt.
Die Hände bleiben auf Hüft- oder Schulterhöhe. Das Ganze dauert in der Regel etwa eine knappe Viertelstunde. Getanzt wird in der Regel an Sonn- und Feiertagen. Für die Musik sorgen zehn Blasinstrumente und ein Bass. Mitmachen können übrigens alle, die möchten.
Square Dance
Er ist ein Volkstanz, der in den USA entstand. Nach Deutschland kam er durch die US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg, ist aber auch in Skandinavien, Australien und Japan beliebt. Der Name kommt daher, dass Gruppen zu je vier Paaren, zu Beginn auf den vier Seiten eines Quadrates stehen. Die Squares können dabei unterschiedliche Figuren tanzen. Diese werden rhythmisch zur Musik von einem „Caller“ angesagt und sind weltweit einheitlich, dabei wechseln die Partner. Bei der traditionellen Form sind die Choreographien vorgeschrieben, während bei der modernen „Western-Variante“ es aus Sicht des Callers spontaner zugeht. Die Musik ist zwar oft im Country-Stile angesiedelt, mittlerweile geht aber auch zu Pop und Jazz die Post ab. In der European Association of American Square Dancing Clubs, der seinen Sitz in Paderborn hat, sind etwa 540 Clubs organisiert.
Stepptanz
Im 19. Jahrhundert in den USA entwickelt, ist er heute überall auf der Welt bekannt. Charakteristisch sind zwei Metallplatten, die vorne und hinten an den Schuhen befestigt werden. Der Stepp ist zum Beispiel ein belasteter Schritt auf die Metallplatte des Fußballens. Der Stomp im Gegensatz dazu die Belastung des ganzen Fußes. Über 20 verschiedene Techniken werden entsprechend unterschieden und es gibt auch Schrittkombinationen. Da der Klang rhythmisch ist, gilt der Tänzer auch als Percussionist. In New Yorker Stadtteilen veranstalteten verschiedene ethnische Gruppen Wettbewerbe. Seine Blütezeit hatte er bis 1955 vor allem am Broadway und schließlich auch in Kinofilmen. Viele Bigbands engagierten Stepptänzer, da Jazz die musikalische Basis des Tanzes ist. Nach Deutschland kam der Stepp durch Egon Bier, der mit Fred Astaire das Steppen lernte und in seiner Tanzschule unterrichtete. Einmal jährlich gibt es eine Weltmeisterschaft in Riesa.
Derwisch
Derwisch ist die europäische Bezeichnung für einen Sufi, der einer asketisch-muslimischen Gruppe angehört. Der Trancetanz Sema wird von Mitgliedern des Mevli-Ordens in der Türkei ausgeführt, um mit Gott in Verbindung zu treten. Die Drehbewegung soll ermöglichen, in Harmonie mit der Natur zu sein, da sich zum Beispiel auch die Gestirne auf Kreisbahnen bewegten.
Das geschieht durch schnelles Sich-im-Kreis-Drehen. Der Ursprung liegt im 13. Jahrhundert. Der Derwischhut symbolisiert den Grabstein, das weiße Gewand das Tuch des Egos, die gekreuzten Arme stehen für die Zahl 1 und damit den einen Gott. Unter Kemal Atatürk wurden derartige Rituale verboten. Das änderte sich erst wieder 1954. Ansonsten handelt es sich um eine Touristenattraktion.
Jazz- und Modern-Dance
Wie schon der Name sagt, hängt diese Tanzform mit Jazz zusammen. Der kommt aus den USA und wurde maßgeblich durch Sklaven und damit durch die afrikanische Kultur geprägt. Letztendlich ist der Jazz-Dance durch die multikulturelle Gesellschaft geprägt. In Deutschland gab es ab den 1950er-Jahren durch Kurse in Krefeld und Köln erste Ansätze. Beim Jazz-Dance gibt es keine festgelegten Formen, es sind aber auch Anlehnungen an die Klassik oder Volkstänze möglich. Modern-Dance wurde von den US-Choreographen Martha Graham und José Lemon entwickelt; hier liegt der Schwerpunkt auf der Atmung, Schwerkraft, Sich-Fallenlassen und das wiederum kompensieren und der Balance. So richtig zur Sache ging es aber erst ab Mitte der 1970er. Die ersten Formationsturniere fanden in Hessen 1976 statt. 1988 griff der Deutsche Tanzsportverband die Idee auf. 1991 erfolgte die erste Deutsche Meisterschaft. Mittlerweile gibt es mehr als 400 Formationen. Es gibt zwei Bundesligaformation in unserer Region, beide kommen aus Hessen: „Piccola“ der TG Bobstadt, einem Stadtteil Bürstadts und movingArt der SG Sossenheim bei Frankfurt.
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