VRM Wochenblätter
Drei Zweierpackungen Jazz in Darmstadt
Der „Jazzherbst 2022“ in der Knabenschule sprengt die Grenzen des Genres
von Redaktion

Runde Sache mit Genre-Sprengkraft: das „Andromeda Mega Express Orchestra“ aus Berlin gastiert am 1. Oktober in der Bessunger Knabenschule. Foto: Christoph Söder
Einige Brücken zwischen dem Jazz und der Neuen Musik (beides traditionell in Darmstadt beheimatet) schlägt der „Darmstädter Jazzherbst 2022“ vom 30. September bis 2. Oktober in der Bessunger Knabenschule. Der veranstaltende „Verein zur Förderung des zeitgenössischen Jazz in Darmstadt“ hat für die drei Abende ein vielseitig schillerndes Programm zusammengestellt.
Der Beginn am Freitag (30.) mit dem Ensemble „Outline 22“ ist erst einmal rundum hausgemacht, nicht nur besteht das alle zwei Jahre wechselnde Ensemble aus aktiven Mitgliedern des Fördervereins, diesmal unter Leitung des Vorstandsmitglieds und Pianisten Uli Partheil, auch kompositorisch dreht sich für den Jazzherbst alles um Darmstadt mit Musik von Jazzbass-Ikone Jürgen Wuchner (1948-2020), Uli Partheil und weiteren Musiker*innen, die einen Bezug zur südhessischen Jazzstadt haben.
Neben Uli Partheil spielen in „Outline 22“ Rüdiger Schwenk (Saxofon), Thomas Honecker (Gitarre), Udo Brenner (Bass) und der Schlagzeuger Philipp Gutbrod.
Die zweite Musik des Eröffnungsabends kommt vom Duo „Czajka & Puchacz“, bestehend aus der slowenischen Pianistin, Keyboarderin, Percussionistin, Klangkünstlerin und Komponistin Kaja Draksler und dem polnischen Schlagzeuger Szymon Pimpon Gasiorek. Beider Debütalbum „Bivališca“ (2020) steht zwischen allen Stühlen und Stilen, ist eigenständig, nah am Jazz wie an der E-Musik, halb komponiert, halb improvisiert. Spielerisch und farbenfroh treffen unkonventionelle Perkussionsklänge auf Melodiefragmente und vergnügte Rhythmen, ohne dabei Halt zu machen vor polnischen Discomelodien, kernigen Rock-Riffs und dem Wald-Stakkato der Spechte. www.kajadraksler.com
An die Tradition der akustischen Klaviertrios der fünfziger und sechziger Jahre knüpft das Berliner Trio „Qúat“ an, das am Samstag, 1. Oktober, Stücke seines ersten Albums „Elastic Bricks“ vorstellt, das komplett aus Kompositionen des Trios besteht. „Qúat“ macht damit hörbar, dass der Blick in die Vergangenheit den Jazz durchaus frischwärts in die Zukunft führen kann. Das Tio, live beheimatet im Berlin-Schöneberger Club „Au Topsi Pohl“, besteht aus Simon Sieger (Piano), Joel Grip (Bass) und Michael Griener (Schlagzeug).
Stilrichtungen zusammenführen
Als eines der „unverkennbarsten und eigenwilligsten Großensembles des zeitgenössischen Jazz“ gilt das „Andromeda Mega Express Orchestra“, das im zweiten Teil des Samstagabends disparateste Stilrichtungen zusammenführt – Jazz, Neue Musik, Barockmusik, Klassik, Progressive Rock und freie Improvisation. Disparat ist auch die Besetzung mit u.a. drei Flöten, Vibraphon, Harfe und Schlagzeug. Die Leitung des Berliner Kollektivs hat dessen Gründer, der Saxofonist Daniel Glatzel. www.andromedameo.com
Ebenfalls aus Berlin kommt das Duo aus Maike Hilbig (Kontrabass) und Silke Eberhard (Altsaxofon), das den Jazzherbst-Sonntag, 2. Oktober, eröffnet und das seine CD „Matsch und Schnee“ vorstellt, kompositorisch geerdete Musik „voller verstiegener Inbrunst, explosiver Leidenschaft, leichtfüßigem Frohsinn und auch einmal der Lust am Quatschen“ (Improvisieren). www.maikehilbig.wordpress.com; www.silkeeberhard.com
Mit einem „neuen Meilenstein deutscher Improvisationsartistik“ endet am Sonntagabend der „JazzHerbst Darmstadt 2022“. Das Quartett Jörgensmann, Dell, Ramond, Kugel stellt die Stücke der aktuellen CD „At The Field’s Edge“ vor, dem ersten Album des Quartetts seit 15 Jahren. Ihre Musik ist geprägt von „tänzerischer Eleganz, humorvoller Intelligenz, sensibler Poesie, elektrisierendem Kollektivspiel.“ Das Kollektiv bei den vollständigen Namen genannt: Theo Jörgensmann (Klarinette), Christopher Dell (Vibraphon), Christian Ramond (Bass) und Klaus Kugel (Schlagzeug).
Zeiten/Karten
Alle Konzerte des „Darmstädter Jazzherbstes 2022“ im Kulturzentrum an der Ludwigshöhstraße 42 beginnen um 20 Uhr, Karten gibt es an der Abendkasse und vorab im ztix-System.
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