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Straßenfastnacht in Mainz  

Seit 1950 tragen Zuchplakettscher zur Finanzierung des Mainzer Rosenmontagszuges bei   

von Redaktion

Nochmal abrocken. Foto: Jehavo/AdobeStock

 Fotos: Daniel Fröb

In den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war an Straßenfastnacht im zerstörten Mainz zunächst noch nicht zu denken.
Doch bereits
1949 wurde der „Große Mainzer Carnevalsausschuss“ gegründet, um den ersten Rosenmontagszug im Folgejahr zu ermöglichen.
Da der „
Zuch“ schon damals teuer war, überlegte man sich, wie man die Finanzierung stemmen könnte. So wurden die Zuchplakettscher ins Leben gerufen.

Das erste Zuchplakettsche zeigt den Bajazz mit Laterne. Zudem ist das Kampagnenmotto „Lachen spende, Trübsal wende“ auf der Blechplakette aufgedruckt. Die Auflage von 100 000 Stück war restlos ausverkauft und sorgte mit einem Preis von 1 Mark pro Plakette und einem Erlös von 80 477,55 DM dafür, dass der „Zuch“ 1950 erstmals nach dem Schrecken des Krieges wieder durch die Mainzer Innenstadt rollen konnte. 

Ab 1951 wurde der Rosenmontagszug wieder federführend vom Mainzer Carneval-Verein veranstaltet. Getreu dem Kampagnenmotto „Die Welt im Narrenspiegel“ ziert das Zuchplakettsche von 1953 ein Narr mit vierfarbbunt umrahmtem Spiegel. Darauf spiegelt sich die goldene Mainzer Stadtsilhouette mit dem stadtbildprägenden Türmen des altehrwürdigen Domes. Die Gesamtauflage der Blechplakette betrug 36 000. 

Seit 1959 wurden die Zuchplakettscher nicht mehr aus Blech, sondern aus Kunststoff gefertigt. 1963 feierte der 1838 gegründete MCV 125-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum schlug sich auch im Motiv des Zuchplakettschens nieder. Ein freudestrahlender Narr tanzt passend zum Kampagnenmotto „Mainz jubiliert weiter!“ auf dem Stadtwappen. Insgesamt wurden 55 000 dieser handbemalten Plakettschen unter die Mainzer Narrenschar gebracht.  

1971 erfolgte die nächste Veränderung. Aus den ursprünglichen Plakettschen wurden plastische Figuren, die gleichwohl weiterhin als #Zuchplakettschen angepriesen wurden und werden. Erfreuten sich die Plaketten schon großer Beliebtheit, ermöglichten es die neuen 3D-Figuren den Mainzer Fastnachtsfreunden fortan sogar ihren eigenen Rosenmontagszug im Kleinen nachzubauen. Vor 50 Jahren durften sich die Sammler über gleich drei Figuren von ebenso vielen Mainzer Garden freuen. Die Burggrafengarde aus Weisenau, die Jocus Garde aus Kastel sowie die Garde der Prinzessin erweiterten so manchen Miniaturzug. Dabei kauften die Sammler auch gerne mal gleich mehrerer Figuren. Schließlich konnte so der Eindruck von stattlichen Garden erweckt werden. Diesem Trend folgend wurde die Gesamtstückzahl 1973, getreu dem Kampagnenmotto „Nit zu wenig, nit zu viel… Fassenacht im Määnzer Stil!“, auf 89 000 erhöht. 

1983 erweiterte ein Susaphonbläser der Altstadt Bauern die musikalische Bandbreite der Zuchplakettschen. Zur Unterstützung wurde ihm eine Gardistin der Mombacher Prinzengarde an die Seite gestellt. Das Pärchen kam auf eine Gesamtstückzahl von 47 000. Das Motto der Kampagne lautete „Das Mainzer Rad auf Narrenfahrt“. 

1993 konnten die Eiskalten Brüder aus Gonsenheim auf hundert Jahre Vereinstreiben zurückblicken. Manch Tragödie, aber auch manch freudiges Ereignis hat sich in diesem Jahrhundert abgespielt „Was lacht und weint, der Narr vereint“ hieß daher passenderweise auch das Kampagnenmotto. Davon zeugt der Hellebardenträger der EBG allerdings nicht. Sein Blick ist pflichtbewusst und sein Gesicht ohne erkennbare Emotionen dargestellt. Insgesamt wurden 38 000 dieser kleinen eiskalten Brüder hergestellt. 

1985 wurden auch die Schwellköpp mit dem „Hannebambel“ als Zuchplakettche verewigt. Es folgten „Tante Eulalia“ (1986) und die „Pulverdutt“ (1992).  Ab 2001 kamen die weiteren Schwellköpp in einem neuen Design daher. So weist der Schwellkopp „Butze“ aus dem Jahr 2003 einen deutlich geringeren Kopfumfang als seine Vorgänger aus den 80’er und 90’er-Jahren auf. Getreu des veränderten Aussehens der traditionellen Schwellköpp hieß das Kampagnenmotto dann auch „Tradition und neuer Schwung, Määnzer Fastnacht, die hält jung.“ 41 000 Miniatur-Schwellköpp-Schutzmänner sorgten vor 20 Jahren für eine sichere Straßenfastnacht in Mainz. 

„Der Rettungsschirm für groß und klein ist Fassenacht in Mainz am Rhein“ lautete das Motto in der Kampagne 2013. Bei der Motivauswahl kehrte man vor zehn Jahren zu den Ursprüngen zurück, denn das Zuchplakettschen zeigt wie bei der Premiere 1950 den Bajazz mit Laterne. Diesmal allerdings dreidimensional. Zu den 60 000 vierfarbbunten Figuren erschien erstmals auch eine Sonderedition in Silber. 

2023 soll der Schwellkoppnachwuchs Annabell und Kevin als Zuchplakettscher zur Finanzierung des Rosenmontagzuges beitragen. Das letzte Wort gebührt dem 2017 verstorbenen Plaketten Klaus, der als Mainzer Original, Jahr ein, Jahr aus, ab dem 11.11. durch die Stadt gezogen ist, um Zuchplakettscher zu verkaufen: „Jedes Jahr die selbe Leier, es Geld is knapp, de Zuch is deier. Drum kaaft Plakettscher, diese schmucke, damit ihr könnt de Zuch ach gucke.“ 

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