VRM Wochenblätter
Leidenschaft und Opulenz
Italienische Nacht am 1. Juli in Rüsselsheim präsentiert Höhepunkte des Verismo
von Redaktion
Gibt den Takt vor: Helge Dorsch Foto: A. Dorsch
Der Verismo ist die letzte große Epoche der italienischen Oper und führte diese ins 20. Jahrhundert. Freilich scheiden sich an ihm die Geister: Was 1890 mit Mascagnis berühmter „Cavalleria rusticana“ begann, ist für manche gefühlsüberladen und düster – eine „Sammlung von Eifersuchts- und Totschlagdramen“, die offen mit den stilistischen Traditionen brach, die die italienische Oper einst weltberühmt gemacht hatten: kein artistischer, von Koloraturen geprägter Belcanto-Gesang mehr, keine nuancierte, fein abgestimmte Psychologie der Figuren wie bei Bellini oder noch bei Verdi.
Soziale Missstände statt kokette Intrigen
Der Verismo erzählte auch nicht mehr von Fürstenhäusern, Königinnen und koketten Intrigen, sondern stattdessen von sozialen Missständen, von Bauern, scheiternden Revolutionären und verzweifelten Künstlern. Auf diese wartete geradezu zwangsläufig ein ungutes Schicksal: Im „Bajazzo“ beispielsweise ist die Titelfigur ein aus Eifersucht mordender Clown, und in Puccinis „Tosca“ überlebt keine der vier Hauptfiguren den Schlussakt.
„Wahrhaftig und wegweisend“
Die Fürsprecher allerdings erkennen im Verismo nichts weniger als den hochdramatischen, von allen klassischen Konventionen befreiten Gipfelpunkt der italienischen Operngeschichte – sozial engagiert, „wahrhaftig“, und musikalisch in seiner Opulenz absolut wegweisend für das 20. Jahrhundert. Eines jedenfalls ist unbestritten: Die Meisterwerke dieser Stilrichtung – eben jene „Cavalleria rusticana“, Ruggero Leoncavallos „Pagliacci“, Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ und Giacomo Puccinis „Tosca“ und „Manon Lescaut“ – sind bis heute aus den Spielplänen der Weltbühnen nicht wegzudenken. Dargeboten von einem klangstarken Orchester und hervorragenden Gesangssolisten entwickelt diese Musik noch immer eine emotionale Wucht, die ihresgleichen sucht.
Die „Italienische Nacht“ im Theater Rüsselsheim, die am Samstag, 1. Juli, um 20 Uhr stattfindet, widmet sich diesmal dieser gleichermaßen umstrittenen wie musikalisch überwältigenden Epoche. Auf dem Programm stehen deshalb, kaum überraschend, einige der berühmtesten Stücke des Opernrepertoires überhaupt: Die Arie des Cavaradossi aus „Tosca“ („E lucevan le stelle“), der Abschied des Turiddo aus der „Cavalleria“ („Mamma, quel vino“) und die herzzerreißende Klage der Maddalena aus „Andrea Chénier“ („La Mamma morta“). Aus Giordanos Hauptwerk wird zudem auch das grandiose Schlussduett („Vicino a te“) zu hören sein.
Stimmgewaltige Besetzung
Das Gesangsensemble der Traditionsveranstaltung wird angeführt von der koreanischen Star-Sopranistin Soojin Moon, die in den vergangenen Jahren auf deutschen Bühnen, darunter am Staatstheater Darmstadt, in den Puccini-Titelrollen Turandot, Tosca und Madame Butterfly begeistern konnte und die darüber hinaus gerade in ihrer Heimat Seoul mit Verdi-Partien Erfolge feierte. An ihrer Seite wird der Tenor Manfred Fink zu hören sein, dessen Karriere einst mit TV-Auftritten als Teenager begann und die ihn später, nachdem die Opernwelt seine besonders lyrische Stimme entdeckt hatte, bis an die Mailänder Scala und die Wiener Staatsoper führte. Komplettiert wird das Ensemble durch zwei Sänger aus Rumänien: Der Bariton Sándor Balla gilt in seinem Heimatland als großer Verdi- und Puccini-Spezialist, dem jungen Tenor Alin Stanis sagen Experten eine herausragende internationale Karriere voraus. Das orchestrale Klangfundament liefern die „Frankfurter Sinfoniker“, die in den 1990er Jahren aus dem „Hessischen Rundfunkorchester“ hervorgegangen sind; sie stehen diesmal unter der Leitung des großartigen Dirigenten Helge Dorsch, der gerade wieder in China und in Argentinien brillieren konnte. Durch das Programm führt schließlich, wie gewohnt, ein arrivierter Fachmann der italienischen Oper: der Rüsselsheimer Conférencier Rainer Zagovec.
Karten für das Konzertereignis sind beim Servicecenter Kultur123 in Rüsselsheim (Am Treff 1, Telefon 06142–832630) und an der Abendkasse erhältlich. Online können sie hier bestellt werden.
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