VRM Wochenblätter
Wenn das Loch im Namen nichts mit Löchern zu tun hat
Bestandteil in Ortsnamen geht auf das althochdeutsche Loh zurück
von Redaktion
Wenn das Wort Loch in einem Ortsnamen auftaucht, so geht dieser Namensteil auf das althochdeutsche Wort Loh zurück, das entweder Wald beziehungsweise Wäldchen oder Feuchtgebiet bedeutete. Das Naturschutzgebiet Hahnheimer Bruch, das südlich der Gemeinde Sörgenloch liegt, beweist eindrücklich, dass Rheinhessen durchaus über Waldgebiete verfügt und diese nicht von irgendwelchen Löchern im Boden verschluckt worden sind. Archivfoto: hbz/Stefan Sämmer
Löcher finden sich nicht nur in der ein oder anderen rheinhessischen Straße, sondern auch zumindest in zwei Ortsnamen. Die 1250-Einwohner-Gemeinde Sörgenloch im Kreis Mainz-Bingen, VG Nieder-Olm, und das 2100-Einwohner-Dorf Dittelsheim-Heßloch im Kreis Alzey-Worms, VG Wonnegau, haben beide zumindest dieselbe Endung. Aber was bedeutet sie? Dittelsheim-Heßloch ist eine der vielen Gemeinden in der Region, die vor rund 1250 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurden. Grund sind dabei stets Schenkungen von Liegenschaften an das Kloster Lorsch.
Zwölf Schenkungen ans Kloster Lorsch
Sie wurden Jahrhunderte später im Lorscher Codex erfasst, einem Ende des 12. Jahrhunderts erstellten Manuskript zur Klostergeschichte. Der Ortsteil Heßloch – die beiden Dörfer wurden 1969 im Zuge der Gebietsreform zusammengeschlossen – zählt zu den Lagen, in denen das Kloster die meisten Schenkungen erhielt, zwölf Stück an der Zahl. Hesinloch lautete anno 768 die Bezeichnung.
Für Sörgenloch ist die Quellenlage eine andere. Erste urkundliche Belege finden sich erst im Jahre 1190. Allerdings soll die ursprüngliche Bezeichnung Saligenloh auf die Römerzeit zurückgehen. Sulegloch oder Surgenloch waren die ersten bekannten Ortsnamen.
Aber wofür stehen Loch oder Loh? Die Ortsnamen gehen auf althochdeutsche Begriffe zurück, die für Wald oder Wäldchen stehen können. Oder auch für Feuchtgebiet. So wusste es schon Grimms Deutsches Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert.
Näheres über die Geschichte der Ortsnamen weiß das Portal Regionalgeschichte.net zu berichten. Hesinloch wird demnach vom Ortsnamensforscher Henning Kaufmann als „Siedlung am Loh des Haso“ gedeutet. Auch eine Verbindung zu einem Tiernamen sei möglich.
Landschaftliche Erklärung
Wer oder was auch immer Haso war, es geht also um eine Siedlung nahe eines Waldes oder eines Feuchtgebiets. Andere Quellen sprechen von einem Haselstrauch als Namensgeber der Gemeinde am Kloppberg. Darauf weist aus das Ortswappen hin.
Gänzlich landschaftlich lässt sich der Ortsname von Sörgenloch erklären. Saligenloh, das bezieht sich offenbar auf den lateinischen Begriff Weide. Man darf als Übersetzung also Weidenwald annehmen, wie es das Online-Lexikon Wikipedia tut. Wann die erste Bebauung stattfand, ist den Quellen nicht zu entnehmen.
Besiedlung schon um 1190
Die Schrift „Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart“, die Karl Johann Brilmayer 1905 herausbrachte und die ohne Quellennennung auskommt, gilt dem Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz (IGL) als „im Allgemeinen recht zuverlässig“. Sie befasst sich auch mit der Geschichte Sörgenlochs.
Demnach muss es 1190 schon eine Besiedlung gegeben haben, denn der Ort sei zum Beitrag zur Unterhaltung von Mauern und Gräben von Mainz verpflichtet worden. Die Besiedlung wird allerdings schon viele Jahrhunderte länger angedauert haben: Beim Bau des Schlosses Sörgenloch wurden Münzen und Gefäße aus Eisenzeit und Antike gefunden.
Wo aber liegt diese Weide, von der im Ortsnamen die Rede ist? Vermutlich, sagt Ortschronist Peter Veverka auf Anfrage dieser Zeitung, unten an der Selz, wo sich die Weidenbäume gut vermehren konnten. Genaueres ist nicht überliefert. Das „Loch“ könnte hier also auch ein Feuchtgebiet bezeichnen.
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