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Vor 385 Millionen Jahren war hier ein Meer

Das Lahn-Marmor-Museum in Villmar informiert über die spannende Entstehung, Geschichte und Anwendung des berühmten Werksteins

von Redaktion

Das Lahn-Marmor-Museum in Villmar wurde 2016 eröffnet. Foto: Dagmar Buchmann

Ein braun-weißes, großes Schild an der A3 in Fahrtrichtung Köln, kurz vor der Abfahrt Bad Camberg, weist auf das Lahn-Marmor-Museum in Villmar hin. Rund 20 Minuten später auf der Fahrt dorthin überquert man die Lahn, parkt sein Fahrzeug und schon kann man in die Welt von vor rund 385 Millionen Jahre eintauchen.

Reise durch die Erdgeschichte

Was die Besucher in dem Jahr 2016 eröffneten Museum und im dahinter gelegenen Unica-Bruch erwartet, ist hochinteressant – sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Denn am Ende des 385 Meter langen Weges, der den Besucher auf eine Reise durch 385 Millionen Jahre Erdgeschichte mitnimmt, ist der Unica-Bruch, der mit einer etwa sechs Meter hohen, 15 Meter breiten, gesägten Wand einen einmaligen Einblick in ein mitteldevonisches Stromatoporenriff bietet. Weite Teile Deutschlands waren zu der Zeit von einem Meer bedeckt. Hier bildeten im Laufe der Millionen Jahre tropische Korallen und Schwammriffe das Material, das im vergangenen Jahrhundert als Lahn-Marmor Weltruhm erlangte und weltweit verbaut wurde.

Im Empire State Building

So beispielsweise ist es im Foyer des New Yorker Empire State Buildings, in einer Moskauer Metro-Station, in der St. Petersburger Eremitage, im Kölner Dom und zahlreichen Kirchen in der Region, um nur einige zu nennen, zu sehen. Der Lahnmarmor ist für sein breites Farbenspektrum bekannt. Zu erkennen sind neben den Stromatoporen und Korallen auch Seelilien, Kopffüßler, Schnecken sowie Brachiopoden, deren Wachstum durch den hohen Kalkgehalt des Devonmeeres begünstigt wurde.

Unica-Bruch

Entdeckt und abgebaut wurde der Lahnmarmor nach bisheriger Meinung seit dem 16. Jahrhundert. Die Entstehung eines Stromatoporen-Riffs im Devonmeer ist nirgends in der Welt so klar zu sehen wie im Unica-Bruch in Villmar. 2005 wurde der Aufschluss mit den Prädikaten „Nationales Geotop“ und „Planet Erde – Welt der Geowissenschaften“ ausgezeichnet.
Wieder zurück im Museum erfahren die Besucher mehr über den Abbau, die Verarbeitung und den Transport des Marmors. Welche Gewinnungs- und Verarbeitungstechnologien waren in welcher Zeit üblich oder notwendig, welche Transportmittel standen zur Verfügung?
Die drei Aspekte Abbau, Verarbeitung und Transport werden eindrucksvoll mit Werkzeugen, historischen Fotos und Quellen erläutert, so dass die harte Arbeit der Steinbrecher, der Marmorierer und Steinmetze anschaulich vermittelt wird.

Fühl-Bar im Museum

Eine Fühl-Bar zeigt die verschiedenen Varianten der Steinbearbeitung. Gesteinsproben, gesägte Platten, viele interessante Fossilien und geologische Filme machen den Marmor auch für Kinder erlebbar. Und auch der architektonisch-kunstgeschichtliche Teil der Ausstellung ist ein zentraler Punkt. Hier wird anhand von Bilddokumenten und Texten die weltweite Verbreitung des Lahnmarmors demonstriert. Kleinere kunsthandwerkliche Objekte (Vasen, Schalen, Schreibtischgarnituren) zeigen dem Besucher die gesamte Bandbreite der Verwendung.
Da das Museum auch ein Geo-Informationszentrum im Nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus ist, gibt es derzeit eine Sonderausstellung zum Thema „Schatzkammern der Erde, Geoparks in Deutschland“. Monatliche Vorträge wie am Sonntag, 28. Juli, über den Geopark Ruhrgebiet und am Sonntag, 25. August, zum Geopark Vulkanregion Vogelsberg, ergänzen die Präsentation.

Anfahrt und Eintritt

Oberau 4, 65606 Villmar, Telefon 06482-6075588. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr (bis 27. Oktober). Eintritt: 6 Euro (4,50 Euro für Schüler, Studenten, Behinderte), 15 Euro Familienkarte, für Kinder unter sieben Jahren ist der Eintritt frei. Führungen ganzjährig nach Vereinbarung.

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