VRM Wochenblätter
Spektakuläre Funde und verblüffende Wahrheiten
Das archäologische Landesmuseum der Keltenwelt am Glauberg rückt Mythen über die Kelten zurecht
von Redaktion
So könnte es vor 2500 Jahren hier ausgesehen haben: Die rekonstruierte Grabanlage kann man besteigen. Foto: Martina Koelschtzky-Friedrich
„Es ist erstaunlich, welches Bild der Kelten verbreitet ist und wie wenig es mit dem zu tun hat, was die Forschung über die Kelten weiß“, sagt Lars Corsmeyer, verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen in der Keltenwelt am Glauberg. Deshalb beginne eine Führung im archäologischen Landesmuseum genau mit diesen Klischees und stelle sie dem gegenüber, was sich auch aus den spektakulären Funden am Glauberg aus der Zeit um 400 vor Christus tatsächlich herauslesen lässt.
Eisenherstellung und Raubbau
Beispielsweise, dass die Kelten Bäume vor allem als Brennmaterial für ihre Eisenherstellung liebten, außerdem für Hausbau und Infrastruktur, Möbel und Werkzeuge. Ein gewaltiger Raubbau am Wald führte dazu, dass auch die Gegend um den Glauberg während der keltischen Besiedlung gründlich entwaldet wurde. „Die Pollenanalyse der entsprechenden Bodenschichten zeigt, dass die Bäume verschwanden und Getreide angebaut wurde, Emmer, Roggen oder Hirse“, berichtet er.
Mehr als 150 Originalfunde lassen sich in der Keltenwelt erleben, darunter natürlich auch der legendäre „Keltenfürst vom Glauberg“, eine lebensgroße Statue aus Sandstein, der mit all den Waffen und den Schmuck dargestellt ist, die auch im Grab vor Ort gefunden wurden. Insgesamt wurden vier solcher Statuen identifiziert, „absolut einmalig, andernorts gibt es keine solchen Funde aus keltischer Zeit“.
„Kein eingewandertes Volk“
Drei reiche Gräber gehören zu den Funden im heute rekonstruierten Grabhügel, der mit Pfosten und Gräben umgeben war. Die Grabanlage liegt am Fuße des Glaubergplateaus, das bereits seit der Steinzeit besiedelt war, berichtet Corsmeyer. „Hier finden wir eines der frühesten Zeugnisse von Sesshaftigkeit in Europa, was sicher auch an den guten Böden der Vulkanregion liegt. Für die spätere keltische Besiedlung war sicher der Brauneisenstein der Region von Bedeutung.“ Und Corsmeyer räumt gleich mit einem weiteren Klischee auf: „Die Kelten in Mitteleuropa waren kein eingewandertes Volk. Es waren die Menschen, die auch vorher hier siedelten, aber über den neuen Rohstoff Eisen sind Wissen und Kultur eingewandert und übernommen worden.“
Überhaupt seien die Kelten kein einheitliches Volk, sondern eher in Stämmen oder Clans organisiert gewesen, erklärt er. „Und die heute als Reste der Kelten geltenden gälisch sprechenden Bevölkerungsgruppen beispielsweise in Wales oder Irland weisen genetisch keinerlei Gemeinsamkeiten mit den europäischen Festlandbewohnern auf, die Römer und Griechen als Kelten bezeichneten.“
Offene Führungen und Wissensvermittlung
Es gibt also viel zu lernen in der Keltenwelt am Glauberg – wenn man sich auf die vielschichtige interaktive Ausstellung einlässt und sich die Zeit nimmt, in den Schubladen unter den Vitrinen Archäologie zum Anfassen zu entdecken oder Bilder aufzuklappen und die Erklärungen dahinter zu lesen. Ob Familien-Expeditionskoffer, Kinderrallye, offene Führungen, Wissensvermittlung über experimentelle Archäologie, Themen-Veranstaltungen, Firmen-Events oder Forschungsberichte: In der Keltenwelt am Glauberg gibt es für jedes Interesse Neues zu erleben. Dazu kommen Sonderausstellungen, derzeit „Wege durch die Zeit“ mit Grabungsbefunden vom Glauberg von 5300 vor Christus bis ins Mittelalter.
Informationstafeln und Aussichtsplattform
Bei der Dreifachfunktion der Keltenwelt als Landesmuseum, Forschungszentrum und Tourismusattraktion sollte auch die Landschaft nicht zu kurz kommen: Der Rundwanderweg um das nahezu mystische Glauberg-Plateau, auf dem neben Informationstafeln zu allen Zeithorizonten und einer Aussichtsplattform vor allem mittelalterliche Besiedlungsspuren zu entdecken sind, ist alleine schon einen Besuch wert. Alle Informationen gibt es unter www.keltenwelt-glauberg.de.
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