VRM Wochenblätter
Ausflug ins sagenumwobene Reich der Riesen
Wo heute das Felsenmeer bei Lautertal zum Wandern und Klettern einlädt, sollen sich einst zwei Riesen mit Steinen beworfen haben
von Redaktion

Das Felsenmeer ist 2 Kilometer lang und 100 Meter breit. Archivfoto: Guido Schiek
Der Sommer ist da und mit ihm zahlreiche Outdoor-Sommeraktivitäten in Südhessen. Wen das Fernweh packt, macht allein, mit Partner oder Familie einen Ausflug in die umliegenden Regionen. Im Odenwald wartet dort ein naturhistorisches Spektakel, das Felsenmeer.
Spielwiese für Freizeitaktivitäten
Das eindrucksvollste Geotop des Unesco-Geoparks Bergstraße Odenwald ist zwei Kilometer lang und 100 Meter breit. Egal, ob entspannter Wanderer oder Kletterjunkie – alle finden in Lautertal eine Spielwiese für Freizeitaktivitäten rund um die großen Felsbrocken. Denn, wer buchstäblich über Stock und vor allem Stein klettern will, ist im Felsenmeer bei Lautertal richtig. Die Felsbrocken am Hang bieten dem gekonnten Freizeitaktivisten ein abwechslungsreiches Terrain. Fleißige Wanderer, die die Felsenwand erklommen haben, können sich, oben angekommen, an einer kleinen Quelle erfrischen. Das Rinnsal fließt gemeinsam mit Wasser aus der Siegfriedquelle die Felsen hinunter und mündet in den Graulbach.
Entstehung durch den Permafrost
Die Felsformation entstammt dem Permafrost während der Eiszeit vor 12000 Jahren. In wärmeren Episoden weichte der Boden auf, und die Brocken waren so von Wasser umgeben. Als die Frostgrenze immer weiter nach oben wanderte, kamen die Felsbrocken in Bewegung und rutschten ins Tal des Felsenmeerbaches. Eine beeindruckende Felsformation entstand, die bis heute ein beliebtes Ausflugsziel im Odenwald ist.
Felshocker und Steinbeißer im Zwist
Um den Ort ranken sich auch Sagen, die das Entstehen, neben dem geologischen Entstehungsprozess, nacherzählen. Der Sage nach hausten zwei Riesen, der Felshocker und der Steinbeißer, in der Gegend von Reichenbach. Der eine hockte auf dem nahe gelegenen Felsberg, der andere auf dem Hohenstein. Ihre Reiche trennte das Lautertal. Als sie in Streit gerieten, beworfen sie sich mit Steinen. Der Steinbeißer war im Vorteil, er hatte mehr Steine zum Werfen. Er begrub den Felshocker unter dem Felsenmeer, angeblich wimmert er bis heute darunter und ist gelegentlich sogar zu hören.
Doch nicht immer war das Felsenmeer ein Ausflugsziel. Die Römer nutzten es als Steinbruch, und auch die Steinmetze im Mittelalter taten es ihnen gleich. Heute werden keine Steine mehr dort abgebaut und das Felsenmeer dient nur noch als Naherholungsort für Familien und Wanderer.
Wer nicht die Felsenflut erklimmen möchte, kann auch einen Teil des Nibelungensteigs wandern. Der 130 Kilometer lange Fernwanderweg führt von Zwingenberg an der Bergstraße bis nach Freudenberg am Main und kreuzt direkt das Felsenmeer. Durch den oberen Teil des Felsenmeers führt der 144 Kilometer lange Alemannenweg.
Der Rundweg führt an Erbach, Bensheim-Auerbach, der Burg Frankenstein und der Veste Otzberg vorbei nach Michelstadt-Steinbach. Wer sich eher am Klettern ausprobieren will, findet beim Felsenmeer auch anfängerfreundliche Brocken. Der Borstein, gleich zu Beginn des Felsenmeers, ist vier bis acht Meter hoch. Der Höhenstein auf der anderen Talseite ist acht bis vierzehn Meter hoch und eignet sich ebenso für Kletter-Neulinge. An beiden sind einige Haken vorhanden und das Bouldern dort ist erlaubt.
Für Naturverliebte und Vogelfans
Für Naturverliebte hat das Felsenmeer auch etwas zu bieten. Am Parkplatz Römersteine beginnt der geologisch-historische Lehrpfad des Naturparks Bergstraße-Odenwald. Auf 2,5 Kilometern erklären 16 Hinweistafeln zur Entstehung und Besonderheiten des Felsenmeers auf.
Für Vogelfans gibt es den Lehrpfad der Nabu-Vogelschutzgruppe Reichenbach mit dem Start ab dem Parkplatz Talweg oder dem Borstein. Für alle mit einer Vorliebe für Lost Places ist der Eulenturm, ein altes Elektro-Umspannwerk, ideal. Die Nabu-Vogelschutzgruppe wandelte es in einen Hort für Fledermäuse und Eulen um.
Kritik von Naturschützern
Jährlich zieht das Felsenmeer mehr als 100000 Besucher in den Bann, vornehmlich am Wochenende. Naturschützer kritisieren den Ansturm der Massen, da durch sie Trampelpfade entstehen, Müll hinterlassen wird und Äste von Bäumen gerissen werden. Die Europäische Kommission hat das im Blick und hat das Felsenmeer im Jahr 2000 zum Natura-2000-Gebiet gemacht. In den Gebieten werden gefährdete heimische Tier- und Pflanzenarten geschützt.
Also egal, ob Adrenalinjunkie beim Klettern oder entspannter Wanderer bei beeindruckender Kulisse, alle finden im Felsenmeer bei Lautertal ihren Freizeitausgleich. Familien, Freundesgruppen oder Angehörige einer Betriebsfahrt erleben einen unvergesslichen Ausflug.
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