VRM Wochenblätter

6. Apr. 2022 | Gesellschaft

Was uns zusammenhält

Editorial zur aktuellen Monoausgabe „Gesellschaft“

von Felix Lieb

Präriewühlmäuse trösten ihre Artgenossen, wenn es ihnen schlecht geht. Vampire, eine Fledermausart, teilen im Bedarfsfall erbeutetes Blut mit ihresgleichen, um deren Überleben zu sichern. Bonobos, die für einen ausgeprägten, keinesfalls nur der Fortpflanzung, sondern mitunter dem Stressabbau dienenden Sexualaktivismus bekannt sind, betreiben eine ausgiebige gegenseitige Körperpflege. Die dient weniger der Hygiene als vielmehr der Stärkung des Sozialen. Nur ein paar Beispiele gemeinschaftsfördernden Miteinanders in der Tierwelt. Und der Mensch? Von dem heißt es ja, er sei ein soziales Wesen. Wobei eine häufig herangezogene Lesart als Beschreibung eines gerechten, karitativen, selbstlosen Verhaltens aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ungenau ist – und in Anbetracht so manch dampfwalzenartigen selbstbezogen egoistischen Auftretens verschiedener Angehöriger unserer Spezies dieser Beschreibung nicht uneingeschränkt standhält.

Nähe ist sehr wichtig und fördert das gemeinsame Miteinander in unserer Gesellschaft. Foto: Polifoto/Pixabay

Bei uns Menschen als Zugehörige von Gruppen oder sozialen Kollektiven verhält es sich da schon anders. Innerhalb dieser interagieren wir miteinander, prägen unser und werden geprägt durch unser Umfeld. Wir sozialisieren uns, lernen Regeln und Normen, knüpfen Beziehungen, lernen auch im Miteinander, uns zurechtzufinden, zu überleben und tragen durch unser Engagement zum Fortbestand gemeinschaftlicher Existenz bei. Nun sind gemeinschaftlichen Verhaltens zugeordnete Charakteristika wie Zusammenhalt und Fürsorglichkeit nicht zwangsläufig Kennzeichen von Gesellschaft. Und nicht erst die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, wie fragil eben unsere Gesellschaft sein kann, wie Isolation zu einem Problem wird und wie hasserfüllte und aggressive Tendenzen das gesellschaftliche Leben vor eine Zerreißprobe stellen. Umso mehr gilt es, die zu würdigen, die sich für die Gemeinschaft, für den Zusammenhalt in der Gesellschaft, unabhängig davon, wie diese zu definieren ist, einsetzen. Das wollen wir von den VRM Wochenblättern mit der vorliegenden Ausgabe als Fortsetzung unserer monothematischen Reihe tun. Gerade auf regionaler Ebene begegnen uns Vereine, Initiativen und Einzelpersonen, die diesen Zusammenhalt vorantreiben und sich für eine Kultur des Gemeinsamen engagieren.

Etwa jene Mitarbeiter*innen der Gesundheitsberufe, deren Tätigkeit so lebensnotwendig und unschätzbar wertvoll für unsere Gesellschaft ist. Aber auch jene, die sich dem Zeitvertreib von Gesellschaftstänzen hingeben und mit Spaß an der gemeinsamen Bewegung im Einklang von Rhythmus und Musik ein Stück kultureller Tradition bewahren. Möchten Sie wissen, welche Angebote es außerhalb Ihrer Region gibt, legen wir Ihnen auch die E-Paper der benachbarten Wochenblätter ans Herz, auf die Sie hier online finden.

Dort finden Sie Beiträge über Mehrgenerationenhäuser, Ackerrebellen, Inklusionsinitiativen, Hospizarbeit, Schulprojekte zum Alltagsrassismus und noch vieles mehr. Und manchmal lohnt sich ein Blick in die Tierwelt. Den wagen wir ebenfalls. Denn womöglich zeigen sich hier Ähnlichkeiten oder gar überdenkenswerte Ansätze für uns selbst. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit unseren ePaper Ausgaben und Onlineartikeln rund ums Thema Gesellschaft.

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