VRM Wochenblätter
Heilquelle aus römischer Zeit
Niersteiner Sironabad bei Führungen oder individuell zu besichtigen
von Redaktion
Um das Sironabad, das schon von den Römern als Heilquelle genutzt wurde, ranken sich viele Anekdoten. Archivfotos: hbz/Michael Bahr
Schon die Römer tranken das Wasser dieser Quellen. Julia Frontina wurde geheilt und stiftete einen Weihestein, der noch heute zu sehen ist. Zum Auftakt der Reihe „Mittwochs 18 Uhr in Rheinhessen“ am 25. Januar um 18 Uhr, führt Kultur- und Weinbotschafterin Barbara Reif durch die 2000-jährige Geschichte des Sironabades am südlichen Ausgang der Stadt, das bis ins 19. Jahrhundert als Heilquelle genutzt wurde. Die Teilnahme kostet acht Euro, Anmeldung per E-Mail an barbara.reif@kwb-rheinhessen.de.
Das Sironabad liegt direkt am Rhein, in der B9-Kurve an der Fähre, hinter dem China-Restaurant. Die Existenz von zwei Schwefel- und zwei Süßwasserquellen führte frühzeitig zu Ansiedlungen, wie Funde aus keltischer, frühgermanischer und römischer Zeit beweisen. Heimatforscher führen auch den Ortsnamen Nierstein (Neristein) auf die Heilquellen zurück. „Neri“ sei bei den Römern gleichbedeutend mit „Heilquelle“ gewesen. Also: „Heilquelle am Stein“. Der Stein habe die Grenze zwischen Franken in Mainz und Alemannen in Worms markiert.
Nach dem Abzug der Römer aus Rheinhessen geriet das Bad für einige Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst zu Napoleons Zeiten wurde die verschüttete Schwefelquelle wiederentdeckt. 1802 pachtete sie ein Belgier, dem das Heilwasser geholfen hatte. Er füllte das Wasser in Flaschen ab und verschickte es europaweit. Zudem ließ er die Quelle freilegen, neu fassen und mit einem Gewölbe überdecken. Bei den Bauarbeiten fand man Gipskugeln mit römischen Kupfermünzen, die als Dankopfer in das Wasserbecken geworfen worden waren. Auch der Gelübdestein mit der lateinischen Inschrift „Dem Gott Apollo und der Sirona erfüllt ihr Gelübde freudig und dankbar Julia Frontina“ wurde damals entdeckt.
Dampfbad und Bleichmittel
1826 kaufte ein Mainzer Stadtrat die Quelle, ließ sie abermals neu fassen und die Brunnen- und Badehalle nach römischem Vorbild erneuern. Besucher konnten die Dämpfe des Heilwassers inhalieren. Das Wasser half gegen Hautausschläge und Asthma, Magen- und Darmstörungen, chronische Brustleiden, Rheuma, Gicht und vieles mehr. Den Rang eines Heilbades hatte Nierstein aber wohl nie. Von 1910 bis 1930 verwendete man das schwefelhaltige Wasser mit dem Geruch nach faulen Eiern schließlich zum Bleichen von Maismehl.
1937 wurde das Sironabad unter Denkmalschutz gestellt. Von außen ist die Bedeutung des unterirdischen Quellheiligtums kaum zu erahnen. Ideen für die Aufwertung reichen von der Anbringung von Informationstafeln bis hin zur Aufwertung der Außenanlage und einer besseren Beschilderung des versteckt liegenden Bads. Da dieses sich in Privateigentum befindet, ist die Umsetzung jedoch kompliziert.
Vor der Corona-Pause gab es von Mai bis Oktober regelmäßig kostenlose Führungen. Gerade ist man vonseiten der Stadt dabei, dieses Angebot wieder auf die Beine zu stellen. Individuelle Führungen, zum Beispiel für Schulklassen, können jederzeit übers Kultur- und Tourismusbüro der Stadt vereinbart werden. Interessierte Privatleute dürfen sich den Schlüssel fürs Bad auch gegen eine Kaution von 50 Euro im Rathaus abholen.
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