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„Anton KoklInner Colours“   

Museum präsentiert den Facettenreichtum von Interferenzfarben    

von Redaktion

Nochmal abrocken. Foto: Jehavo/AdobeStock

Anton Kokl in seinem Atelier. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert 

30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler bis zum 24. September eine Sonderausstellung in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen.

Über den Künstler

Anton Kokl wurde 1949 als Deutscher im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über, wo er nach seinem Abitur in Speyer ab 1971 Bildende Kunst in Mainz studierte. Seit 1982 ist Kokl freischaffend in Mainz tätig, zudem nahm er Arbeitsaufenthalte in Paris und Rom wahr.

Bei seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Druckwerkstätten der Kunsthochschule Mainz konnte er sein fundiertes Wissen im Bereich des Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucks an die Studierenden weitergeben. Dieses Wissen stand ihm auch bei der Weiterentwicklung seiner Malerei zur Verfügung und so ist der Einfluss des Druckgrafischen und eine gegenseitige Abhängigkeit von Malerei und Grafik in seinen Werken stets zu erkennen – mal subtil, mal offensichtlich. „IF/Fliegendes Weiß“ ist eine Serie, die diese Verschränkung der Techniken verdeutlicht.

Künstlerischer Prozess

Mit vollem Körpereinsatz trägt der Künstler weiße Tusche auf die schwarz grundierte Leinwand auf. Bis zu drei Meter hoch kann das Gewebe sein, das zunächst noch unaufgespannt an die Wand genagelt wird. Die Setzung der gestischen Pinselspuren erfolgt ohne Augenkontrolle – „vorbewusste Malbewegung“ nennt Kokl diese Art des künstlerischen Prozesses. Das für ihn Interessante sind dabei die sich ergebenden Formen beziehungsweise Formreste, bestehend aus fließender Farbe und den sich allmählich entleerenden Pinselstrichen. Als dritte Komponente, die die weißen Formen optisch fliegen lässt, kommt die Interferenzfarbe hinzu. Die schimmernden Farbpigmente werden im Siebdruckverfahren auf die Leinwand gebracht und scheinen sich zwischen die weiße Geste und den schwarzen Grund zu legen. Es entsteht eine „gläserne Atmosphäre“, die den Bildraum in die Tiefe hinein eröffnet. Je nach Standpunkt der Betrachtenden und Einfallswinkel sowie Intensität des Lichts verändert sich die Farbwahrnehmung jedes einzelnen Bildes.

Künstler und Forscher

Aus der Sphäre der Autolacke, Kunststoffe und Kosmetika hat Anton Kokl die Interferenzpigmente in die Kunstwelt überführt, um sie in unterschiedlichsten Verfahren für seine Kunst nutzbar zu machen. Er agiert hierbei nicht nur als Künstler, sondern auch als Forscher. Die kleinformatigeren Papierarbeiten der „Gum Print“-Serie entstehen in einem fototechnischen Verfahren und schaffen durch die besondere Verzahnung von Figur und Grund, Positiv und Negativ ein komplexes Wahrnehmungsangebot. „Wenn man hauptsächlich autodidaktisch aufwächst und in die Materie des Bildermachens auf natürliche Weise hineingerät, spürt man keinen Unterschied zwischen Experiment und etwas anderem, alles ist eins. Noch heute wundere ich mich, wenn ehemalige Studienkollegen sagen, ich hätte ständig experimentiert. […] Für mich war ‚experimentieren’ nicht eigentlich zielgerichtet, es war ein Spielen. Dieses Spielen bedeutet nichts anderes als ein kontinuierliches, geschmeidiges sich Erneuern, ein lebendig bleiben“, sagt Anton Kokl.


Mehr Informationen hierzu gibt es unter
www.museum-wiesbaden.de 

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