VRM Wochenblätter
Ein Stück, über das man redet
Nibelungen-Festspiele Worms noch bis 23. Juli
von Redaktion
Das Ende des Gewaltverzichts: Sigurd tötet Reginn und zieht ihm den Ring des Fafnir vom Finger. Foto: Rudolf Uhrig
Die überlieferte Handlung aufgebrochen? In jedem Fall. Geschlechterrollen hinterfragt? Haken dran. Mit Sehgewohnheiten gebrochen? Vom ersten Moment an. Symbolik an allen Ecken und Enden? Wer sich darauf eingelassen hat, ist jetzt noch am entdecken. Eine aufbegehrende Jugend, die ihren eigenen Weg gehen will? Ist dabei.
„Brynhild“ noch bis 23. Juli
Ferner undurchsichtige Gestalten, äußerst eigenwillige Kostüme, ein Schnellrestaurant als Zwischenwelt und vieles mehr, all das bieten die diesjährigen Nibelungenfestspiele noch bis zum 23. Juli mit dem Stück „Brynhild“, inszeniert von Regisseurin Pınar Karabulut, das aus der Feder von Maria Milisavljevic stammt.
Und natürlich, nicht zu vergessen: Ein in Teilen ratloses, in Teilen, um es milde auszudrücken, verschrecktes aber auch ein in Teilen begeistertes Publikum ist Bestandteil dieser Inszenierung.
Nico Hofmann, Intendant der Festspiele, hatte für dieses Jahr eine „konsequent gegenwartsbezogene Lesart“ des klassischen Sagenstoffs in Aussicht gestellt und er dabei nicht zuviel versprochen. Gepaart mit einem äußerst spielfreudigen Ensemble, angeführt von einer rebellischen Brynhild (Lena Urzendowsky), die ebenso gegen ihre Eltern und den von diesen für sie vorgegebenen Lebensweg aufbegehrt, einem zweifelnden Sigurd/Siegfried (Bekim Latifi), einem fast schon mephistophelischen Reginn als dessen (Zieh-)Vater (Jens Albinus) und einem ebenso abstoßenden, wie faszinierend dargebotenem Gunnar (Simon Kirsch) hat die Inszenierung vor der Kulisse des Wormser Domes geliefert.
Bruch mit Sehgewohnheiten
Wobei das Aufbegehren der Jugend an sich keine neue Lesart des alten Stoffes ist und auch die Botschaft „Liebe statt Krieg“ fast schon so alt ist wie die Menschheit selbst. Aber der Wille, mit dem dies bis zuletzt mit aller Konsequenz umgesetzt wird, und die Geschichte sich der alten Lesart verweigert, verdient Lob. Letztlich „nur“ drei Tote sind, gemessen an den sonst üblichen Gemetzeln, die der Stoff hergibt, fast schon vernachlässigbar. Konsequent ist auch der Bruch mit den Sehgewohnheiten. Wobei die riesige Videowand doch sehr vom Geschehen ablenkt und Teile des Spiels einfach überdeckt, so dass man sich mitunter regelrecht davon losreißen muss, um die anderen Handlungsteile nicht im wahrsten Sinne des Wortes aus den Augen zu verlieren.
In jedem Fall ein Stück, über das man redet – und etwas Besseres kann, weder den Akteuren und Akteurinnen noch den Festspielen, gar nicht passieren.
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